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Marktgemeinde Moosburg
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Leikowitsch Marterl saniert

Auf Initiative der IG zur Erhaltung der Tigringer Natur- und Kulturlandschaft wurde das Leikowitsch Marterl saniert.

Der Beton am 1952 errichteten Bildstock war brüchig geworden und die vier Fresken wiesen Beschädigungen auf. Die fachkundige Sanierung wurde von der Firma Robert Smoley aus Oberdrauburg durchgeführt.

Die feierliche Segnung und ein kleiner Festakt fanden im Rahmen des Tigringer Kirchtages am vergangenen Sonntag statt. Die Festansprache hielt Dr. Helmut Strutzmann, Agentur Multiart, Wien.

„Ich bedanke mich bei allen, die für die Sanierung des Marterls ihren Beitrag geleistet haben“, sagte Projektinitiator Norbert Pichler.

Vielen Dank an die Sponsoren: Hauptsponsor Dr. Helmut Strutzmann, Hubert Fröschl, Robert Krassnig, Sepp Mühlberger, Martin Holzner, Claus Felsberger, Erwin Schweigreiter, Landjugend Moosburg, Norbert Pichler, Heinz Eichwalder. Die Sanierung wurde im Rahmen der Kleinprojekteförderung des Landes Kärnten unterstützt.

Festansprache: Dr. Helmut Strutzmann

Werte Festgäste, liebe Gemeindevertreter und Vertreter der Kirche,

ich bin gerührt und ich freue mich, dass ich zur Renovierung dieses Marterl einen kleinen Beitrag leisten durfte. Und ich bin stolz, dass derjenige Künstler, der dieses Marterl konserviert und so wunderbar neugestaltet hat, aus demselben Ort kommt wie ich. So hat Oberdrauburg einen Beitrag geleistet, für den ich mich noch einmal bedanken möchte.

Marterl, manche sagen auch Bildstöcke dazu, manche sagen Laternen dazu oder Lichtstöcke, sind Wegweiser einerseits, aber auch Mahnmale, um nicht vom rechten Weg abzukommen oder bei Weggabelungen den rechten Weg zu weisen. Sie sind auch Motivation oder sagen wir Anstoß. Ein Anstoß die Reise oder das Gehen zu unterbrechen, kurz innezuhalten, nach oben zu schauen und zu beten.

Marterl haben aber auch Schutzfunktion. Sie sind Zeichen dessen, das man sich Hilfe von oben erwartet. Zum Beispiel zu Zeiten der Pest, zu Zeiten der Türkenkriege und anderer kriegerischer Einfälle, sollten Marterl nicht nur an die vielen Toten gedenken, sondern auch daran erinnern, dass es einen Gott, der vieles weiß und manchmal zu unserer Enttäuschung nicht eingreift, gibt, der zulässt, dass auf dieser Welt Leben sich entfalten kann.

Bildstöcke sind Ausdruck des tiefen Volksglaubens, des richtigen Glaubens. Nicht eines Glaubens, der aus Halbwissen besteht, aus Überzeugung, sondern Glauben als tiefverinnerlichter Gedanke. Als Kraft, die man nicht beschreiben kann. Wer an Gott glaubt, ist überzeugt davon, dass es ihn gibt. Wo und wie ist sekundär.

Marterl dürfen nicht zerstört werden und sie haben ein Recht darauf, dass man auf sie schaut, ohne dass man abergläubisch ist. Dieses Marterl war wahrscheinlich Wegkreuz, Erinnerung an Tote und gleichzeitig Anstoß zur Kirche hinaufzuschauen und zu beten. Heute ist sehr viel von Glauben die Rede und viele meinen, angesichts der Katastrophen, die wir aktuell erleben, könne man den Glauben verlieren. Pandemie, die über uns hereingebrochen ist, ohne dass wir so recht wussten, wie und wann und warum, Naturkatastrophen, die sich so rasch häufen, dass man überzeugt sein müsste, dass es so etwas wie einen Klimawandel gibt.

Wir reden heute alle von Kirchenkrise oder Krise des Glaubens, von einer Welt, in der der Glauben an die positive Zukunft verlorengegangen sei. Ich möchte da einige Korrekturen und, wenn Sie so wollen, semantische Irrtümer aufzeigen. Wenn wir vom Glauben sprechen, dann müssen wir differenzieren zwischen dem Glauben als scheinbares Wissen, und dem Glauben, dass es eine höhere Macht gäbe, also Gott.

In der Sprachpraxis wird Glauben aber als Fastwissen verwendet. Beispiel: Wir glauben daran, dass der Klimawandel wirklich da sei, oder wir glauben, dass diese und diese Partei eine Wahl gewinnen würde, wir glauben, dass diese oder jene Persönlichkeit Charisma habe.

Das hat mit dem Glauben an ein höheres Wesen absolut nichts zu tun. Den vermeintlichen Glauben zu verlieren, das heißt zu glauben, dass der Klimawandel unser Leben beeinflusse, hat nichts damit zu tun, das man aufhört an Gott zu glauben.

Diesen Glauben zu verlieren hat nichts damit zu tun, das man aufhört zu glauben. Es gibt zwei Seiten des Glaubens bzw. zwei Begrifflichkeiten. Das eine ist der Glauben als Wissen und das andere ist der Glauben als Überzeugung. Glauben als Wissen ist gefährlich. Wer glaubte vor 30 oder 40 Jahren, man könne durch Technik und Technologie die Natur zähmen. Im falsch verstandenen Satz macht euch die Erde untertan, glaubten wir, dass Natur zu beherrschen sei durch Technologie.

Aus dem Glauben, besser gesagt Halbwissen dass man kleine unscheinbare Bäche einfach kanalisieren und in Betonröhren zwängen  könnte, führte dazu, dass wir in den vergangenen Jahren unkontrollierbare Überschwemmungen hatten. Aus kleinen Rinnsalen entwickelten sich rauschende, tobende Bäche, die nicht sich verteilen konnten, sondern wie ein Sturzbach in ihrer Bahn, die wir ihnen zugemauert hatten, auf die Erde geschossen sind, Häuser zerstört haben. Wasser kann unendliche Gewalt entfalten.

Und heute nach 40 Jahren glauben an die Machbarkeit, an die Beherrschbarkeit durch Technologie, sehen wir ein, dass wir Fehler gemacht haben und Rückbauen müssen. Heute reden wir wieder von natürlichen Flusslandschaften, reden wir davon, dass in Sicherheitszonen keine Häuser gebaut werden dürfen, dass man der Natur ihren Weg lassen muss.

Es war ein Irrtum, entstanden aus einem unkritischen Glauben an Technologien. Das soll nicht heißen, dass wir zu Maschinenstürmern werden oder zu Denkmalstürmern, so wie es heute „In“ ist, Denkmäler von bedeutenden Personen niederzureißen, weil sie angeblich rassistisch, frauenfeindlich, ausbeuterisch und eroberisch waren.

Man will Christoph Columbus Statuen niederreißen, man reißt Statuen von Schwarzen nieder, nur weil sie von Weißen gemeißelt wurden, ein neuer Rassismus des Nicht-Rassismus schleicht sich heran und findet unwahrscheinlich viele Anhänger.

Auch das hat mit Fehlglauben zu tun, in dem man altes Wissen durch neues Wissen ersetzt und gleich samt das alte zerstören will. Herausgerissen aus dem historischen Konnex. Der slowenische Schriftsteller, Zarko Petan, hat einmal einen Aphorismus geschrieben: „Wenn ihr Denkmäler zerstört, erhaltet die Sockel, damit das nächste draufstehen kann.“ So handelt man sich von einen Irrtum in den anderen, verdammt ein Jahrhundert nach den anderen und glaubt, durch wieder neue Technologien alte ersetzen zu können. Nur erstmals merken wir, welche Fehler zu dem geführt haben, dass die Natur sich rächt. Wer Monokulturen errichtet, muss dessen bedacht sein, dass der Borkenkäfer kommt. Wer nichts ändert, der muss eingestehen, dass ihm das jetzt abhandenkommt.

Deshalb sind diese Bildstöcke so wichtig, obwohl sie zur Zeit von Kaiser Joseph II. verboten waren, weil sie Mahnmal und Aufforderung zum Innehalten sind. Weil sie uns Anstoßen sollten, in uns zu gehen und gleichzeitig ein Anstoß dessen sind, sogenannten Glauben und sogenanntes Wissensglauben zu hinterfragen. Und deshalb bin ich froh und glücklich, dass dieses Marterl erhalten bleibt.

Ich bin gleichzeitig unendlich froh, dass das Marterl auch geweiht und gesegnet wurde. Denn das führt zum ursprünglichen Zweck des Marterl zurück, zum echten, aus dem inneren kommenden Glauben. Dieser Glaube, der Glaube, dass es Gott gäbe, dass Jesus für die Menschheit gestorben sei, und der Glaube, dass man ein gutes Leben führen kann, der ist unzerstörbar, wenn man mit allen Zweifeln und mit allen Irritationen zum Glauben findet und zu ihm steht. Nichts ist so stark wie der Glaube. Und nichts so schwer, wie zu glauben. Wir sind täglich herausgefordert. Daran sollten wir denken, wenn wir dieses wunderschöne Marterl betrachten oder, wie Kardinal König es einmal formulierte: „Woher kommen wir und wohin gehen wir.“